Die klinischen Anwendungen von HHGE wären:
Verhinderung der Übertragung von genetischen Variationen, die mit schweren genetischen Krankheiten einhergehen (Monogenetische Erkrankungen)
Verringerung des Risikos weit verbreiteter Krankheiten (polygene Erkrankungen). Man verspricht davon die menschliche Gesundheit generell zu verbessern.
Verbesserung der menschlichen Fähigkeiten weit über das hinaus, was derzeit für den Menschen möglich ist und damit eine Verbesserung weit über die menschlichen Grenzen.
Was ist schwere genetische Krankheit":
Was als „schwer" angesehen wird, ist ein extrem belasteter Ausdruck und ist eine emotionale und kulturelle Konstruktion. Wer entscheidet was „schwer" genug ist?
Sicherheitsbedenken in Bezug auf HHGE:
Es kommt zu unbeabsichtigten Veränderungen des Genoms (als „off-target", „on-target" und „Mosaik" bezeichnet), die möglicherweise zu Krebs, Behinderungen und anderen Krankheiten führen können. Dies würde die klinische Anwendung von HHGE ziemlich ineffektiv machen. Das Kind und die nachfolgenden Generationen könnten unvorhersehbare Krankheiten zu unvorhersehbaren Zeitpunkten in ihrem Leben bekommen. Eine langfristige Nachverfolgung wäre fast unmöglich.
Die klinische Anwendung von HHGE ist umstritten:
Verhinderung von Leiden wird angeführt als Hauptgrund für die Anwendung von HHGE. Aber sie wird durchgeführt, bevor die Symptome auftreten können. Daher scheint das Argument für diese Eingriffe auf wackeligen Beinen zu stehen.
Befürworter*innen weisen darauf hin, dass
das mit Off-Target-Mutationen verbundene Sicherheitsrisiko den klinischen Einsatz von HHGE nicht behindern sollte. Sicherheitsrisiken für die Teilnehmenden gebe es in fast jeder medizinischen Forschung, die neue Therapien betreffen.
schwere genetisch bedingte Geburtsfehler würden bei 6% aller Neugeborenen festgestellt werden. Es gäbe moralische Gründe, das Auftreten dieser genetischen Krankheiten in zukünftigen Generationen zu verhindern. Die klinische Anwendung von HHGE würde darin bestehen, genetische Krankheiten zu verhindern.
darum sei die klinische Anwendung von HHGE moralisch zulässig sei und sogar moralisch wünschenswert.
Fragen:
Ist die klinische Anwendung von HHGE vertretbar oder gar moralisch wünschenswert?
Halten Sie die klinische Anwendung von HHGE aufgrund der erheblichen (medizinischen und sozialen) Sicherheitsprobleme der neuen Technik für unverantwortlich?
Wenn das Verfahren der somatischen (nicht vererbbaren) Genom-Editierung als medizinisch sicher angesehen wird, würde für die Keimbahn-Editierung (vererbbar) die gleiche Annahme gelten?
Der genetische Determinismus oder der biologische Determinismus geht davon aus, dass das menschliche Verhalten direkt von den Genen eines Individuums gesteuert wird und nicht durch die Umwelt bestimmt wird.
Genom Editing verweist auf die Denkrichtung des genetischen Determinismus. Es wird behauptet, dass durch Genom-Editierung Krankheiten und Behinderungen beseitigt und unser Verhalten angepasst werden kann, so dass wir unsere eigene Evolution steuern können. Dabei wird in der Regel übersehen, dass wir nicht in der Lage wären, unsere eigenen Veränderungen zu steuern oder zu kontrollieren, sondern nur die unserer Kinder und künftigen Generationen.
Der amerikanische Wissenschaftshistoriker Nathaniel Comfort bringt seine Bedenken zum Ausdruck:
„Die größte Gefahr des erblichen Determinismus ist vielleicht nicht das Ergebnis, das er hervorbringt, sondern die Alternativen, für die er uns blind macht. Er verdunkelt die Kraft der Vielfalt, die Schönheit des Zufalls und die Tugenden der Toleranz, indem er die Illusion der Perfektibilität erzeugt."
Es gibt genetische Erkrankungen, die erblich bedingt sind aber andere treten spontan auf. Nur erstere werden von Generation zu Generation weitergegeben. Bei den spontan auftretenden genetischen Erkrankung des Kindes ist ja bei den Eltern kein Gendefekt bekannt. Da würde man auch kein Genom-Editing auf Keimbahn Ebene machen. Wenn bei den Eltern Gendefekte bekannt sind ,die grausam und schmerzvoll sind, könnte man andere Wege gehen. Keimbahn Genome-Editing kann nicht als "sicher" eingestuft werden. Die Langzeitauswirkungen des Genome-Editing sollten eigentlich über ein ganzes Leben lang verfolgt werden......
Nun, es scheint mir, das in diesen Diskussionsbeiträgen, immer viele Punkte auf einmal angesprochen werden, was es sehr schwer macht eine gemeinsame Ausgangsbasis zu finden. Hier eine fundamentale Frage meinerseits: Gibt es Erbkrankheiten, rein genetisch determiniert, die grausam uns schmerzvoll sind? Krankheiten, welche niemandem zugemutet werden sollten?
... hmmm...
Das Wort "Verhalten" finde ich bezüglich Genetischer Determinismus sehr problematisch...
Frage : Wenn ein klar lokalisierbarer Gendefekt für eine schwere körperliche Krankheit verantwortlich ist, die allein durch Vererbung bedingt ist, gilt diese Krankheit dann als genetisch determiniert?