In der United Nations’ Universal Declaration of Human Rights heißt es in Artikel 1:
"Alle Menschen sind ... gleich an Würde und Rechten geboren".
Die DNA eines ungeboren Kindes würde verändert durch Keimbahn Genom-Editing. Es würden keine Menschen mit schwerer genetischer Krankheit mehr geboren werden, wenn das Keimbahn Genom-Editing möglich wäre. Dabei nehmen die Befürworter*innen in Kauf, dass die DNA der zukünftigen Nachkommen auch verändert wird. Sie meinen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind, dürften solche Eingriffe bei der Reproduktion genehmigt werden:
die Technologien sind als unbedenklich akzeptiert, als sicher anerkannt
es gibt eine angemessene und sachbezogene biomedizinische Begründung
die gesellschaftlichen und ethischen Herausforderungen sollten erörtert worden sein und im Rahmen der Governance durch die Bevölkerung berücksichtigt worden sein.
Dennoch besteht die Sorge, dass Eingriffe durch HHGE soziale Ungleichgewichte verstärken und zur Stigmatisierung von Menschen mit bestimmten genetischen Merkmalen führen könnten. Eine weitere Befürchtung ist, dass es zu einer Verringerung der menschlichen Vielfalt kommen würde, wenn einige genetische Ausprägungen vollständig eliminiert würden.
Wenn diese Technologie für klinische Anwendungen zugelassen würde, stimmen "wir" dem Enhancement von Menschen und ihren Nachkommen zu. 'Enhancement' ist eine weitere Anwendung der Keimbahn Genom-Editing.
Die Veränderung der sozialen Normen würde unsere sozialen Beziehungen beeinflussen und somit die soziale Zufriedenheit untergraben. Die Strukturen unserer Interaktionen würden sich durch die Veränderung der sozialen Normen ändern.
Würde wir nicht riskieren, dass wir weniger tolerant gegenüber "Unvollkommenheiten" werden, wenn wir die Technologie zur Genom-Editierung einsetzen, um den "perfekten" oder "idealen" Menschen zu schaffen,? Eine Person, die der Norm der Perfektion nicht entsprechen könnte, würde als "behindert" wahrgenommen werden, und nicht als Mensch mit einer Andersartigkeit, die es zu unterstützen gilt. Diese Unvollkommenheit würde daher ausgesondert und nicht zum Leben erweckt werden.
In einer Gesellschaft, die wirklich für Egalität und Inklusivität ist, gibt es keine Präferenzen zwischen allen möglichen zukünftigen Personen. Denn alle existierenden und zukünftigen Individuen werden mit gleichem Wert und gleicher Würde wahrgenommen.
Der Scottish Council on Human Bioethics hat folgendes Video zu der Frage produziert, ob Keimbahn Genom-Editing mit der Gleichberechtigung in einer integrativen Gesellschaft vereinbar ist.
Übersetzung des Videos auf Deutsch:
Ethikexperten befassen sich mit der grundlegenden Frage, ob Keimbahn Genome-Editing mit der Gleichstellung in einer integrativen Gesellschaft vereinbar ist.
Keimbahn Genome-Editing liegt vor, wenn eine genetische Veränderung an Spermien oder Eizellen oder während der Befruchtung vorgenommen wird, so dass genetische Veränderungen an die nächste Generation weitergegeben werden.
Eine Reihe philosophischer Argumente deutet jedoch darauf hin, dass das Keimbahn Genom-Editing aufgrund seiner Auswirkungen auf die Gesellschaft weitere ethische Überlegungen erfordern könnte.
Das erste Argument besagt, dass es unmöglich ist, eine ganze Person nur auf ein biologisches Merkmal wie eine genetische Störung zu reduzieren.
Das zweite Argument besagt, dass die Existenz einer bestimmten Person ihren Ursprung in einem bestimmten physischen Umfeld aus Zeit, Ort und einer materiellen Substanz wie dem genetischen Erbe hat. Da also die reproduktive Genom-Editierung den genetischen Ursprung des Lebens verändert, entsteht eine andere Person, die sich von derjenigen unterscheidet, die ohne die genetische Veränderung existiert hätte.
Das dritte Argument besagt, dass alle existierenden und möglichen zukünftigen Personen den gleichen inhärenten Wert und die gleiche Würde haben.
Schlussendlich, das vierte Argument besagt, wenn die Gesellschaft beschliessen würde, mögliche künftige Personen auszusondern, nur weil sie eine genetische Störung haben, würde dies auf eine moralische Position hinweisen, die nicht alle gegenwärtig existierenden Personen als gleichwertig betrachtet und denjenigen, die gegenwärtig mit einer genetischen Störung leben, die Botschaft vermittelt, dass ihre Geburt hätte vermieden werden sollen.
Eine wirklich integrative und gleichberechtigte Gesellschaft hat also keine Präferenzen zwischen allen möglichen zukünftigen Personen mit unterschiedlichen genetischen Merkmalen, was die Selektion durch Genom-Editierung sinnlos macht.